Was feiern wir dieses Jahr am Sonntag, den 01. April? Richtig, Ostern. Dazu gehören in Deutschland Bräuche wie Osterspaziergänge, Kirchengänge und Ostereiersuchen. Immerhin ist Ostern das wichtigste Fest der Christen und auch Nichtchristen freuen sich über die Feiertage am Karfreitag und Ostermontag.

Aber wie sieht es während dieser Tage eigentlich in anderen Ländern aus? Wir werfen einen Blick auf Spanien und erklären dir, warum es die Spanier zur Osterwoche auf die Straße zieht. In Spanien feiert man nämlich die Semana Santa, ein Volksfest, das zu den schönsten Feierlichkeiten des Jahres gehört.

Ganz Spanien befindet sich zu dieser Zeit im Ausnahmezustand. Kulturelle Angebote, die reich an Musik, Theater und religiösen Veranstaltungen sind, zeichnen die Heilige Woche aus. Im Mittelpunkt stehen die beeindruckenden religiösen Prozessionen, also feierliche Umzüge von tausenden Menschen. Die Hauptprozession findet normalerweise am Karfreitag statt.

Die Termine für die Semana Santa ändern sich jedes Jahr, je nach Osterwochenende. Wer sich das Spektakel live ansehen möchte, sollte also einen Blick in den Kalender werfen. Dieses Jahr beginnt das Fest am Palmsonntag, den 25. März und endet am Ostermontag, den 02. April.

Geschichte

Seinen Ursprung findet die Semana Santa im 16. Jahrhundert. Zu dieser Zeit beschloss die katholische Kirche, der Bevölkerung den Leidensweg Christi nahezubringen. Dies sollte auf eine zugängliche Art und Weise geschehen: daher wurden Heiligenfiguren, die das Leiden Christi darstellten aus Holz gefertigt. Anschließend wurden sie prunkvoll gekleidet und auf Gestellen vor einer Prozession getragen. Anfangs wurde der Leidensweg in Kirchen nachgespielt und später dann auch auf den Straßen.

Die ersten Bruderschaften cofradias von gläubigen Katholiken wurden in Sevilla gegründet, der Hauptstadt von Andalusien. Heute existieren noch über 50 von ihnen. Jedes andalusische Dorf hat mindestens eine, aber meist mehrere Bruderschaften, die die prunkvollen Osterprozessionen organisieren. Der andalusische Charakter wird dabei sehr ausdrucksvoll mit Goldschmiedekunst, Stickereien, und Blumenschmuck repräsentiert. Die Feierlichkeiten der Karwochen von Sevilla besitzen daher weltweiten Ruhm.

Zahllose Nazarener und Büßer streifen während der Semana Santa durch die Straßen. Die Gewänder der Nazarener haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den Verkleidungen des Ku-Klux-Klans. Natürlich gibt es hier aber keine Verbindung. Die Umhänge sind lang  und mit hohen, spitzen Hauben und Masken begleiten sie den Zug, oftmals laufen sie dabei barfuß.

Semana Santa – die schönsten Prozessionen

Am berühmtesten ist die Semana Santa neben Sevilla in den Städten Granada, Córdoba, Cádiz, Málaga, Jaén, Almería und Toledo.

In Sevilla finden jeden Tag am Abend und in der Nacht Prozessionen statt. Jede Bruderschaft startet in ihrer eigenen Kirche und folgt dem jeweiligen Streckenverlauf. Alle gehen jedoch die so genannte offizielle Strecke, die in der Calle Campana startet und mit dem Verlassen der Bruderschaft aus der Kathedrale endet. Danach kehrt der Festzug wieder in seine Kirche zurück, jedoch nehmen sie dann eine andere Strecke als auf dem Hinweg. Besonders imposant sind die Saetas: die Flamenco-Gesänge von Balkonen aus, welche a cappella zu Ehren der Heiligenfiguren gesungen werden.

Semana Santa in kleinen Städten

Aber auch viele kleinere Städte und Örtchen praktizieren ihre Feierlichkeiten mit ganz eigenen Traditionen:

  • Kastilien und León: In der Autonomen Region wird die Semana Santa von 22 Städten und Gemeinden als interessant für Touristen eingestuft. Besonders León, Medina del Campo, Medina de Rioseco, Salamanca, Valladolid und Zamora gelten als sehenswert:

In Salamanca ist die Gründonnerstagsmesse in der Kapelle der alten Universität ein Muss. Sie ist eine Mischung aus liturgischer und akademischer Handlung, an der alle Lehrkräfte teilhaben. Alle  Professoren schmücken sich mit ihren akademischen Gewändern.

In León ist der Höhepunkt das Zusammentreffen des Heiligen Johannes und der Jungfrau Maria am Karfreitag auf der Plaza Mayor.

In Zamora kann man gregorianischen Gesängen während der nächtlichen Prozessionen lauschen, die nur das Licht der Kerzen und Laternen erhellt. Eine Besonderheit ist die Nacht des Gründonnerstags, bei der das Miserere gesungen wird.

In Valencia kann man an den Fischerkarwochen teilhaben, denen nicht nur Bruderschaften, sondern auch die sogenannten Bewaffneten Gilden beiwohnen, welche sich aus Prätorianern, Longinos, Henkern und Grenadieren zusammensetzen

Murcia, Cartagena und Lorca sind für die nachgestellten Szenen aus der Bibel berühmt

Die Passionsspiele, sind überwiegend eine Tradition aus dem Norden Spaniens und ebenfalls sehr beliebt. Seit 1481 werden die ältesten Schauspiele mit mehreren Hundert Darstellern in der Stadt Cervera veranstaltet.

Tipps Do’s:

Wenn du dir die Semana Santa anschauen willst, plane etwas im Vorhinein. Während der Heiligen Woche und bereits einige Wochen vorher, bekommst du in den Touristeninformationen gedruckte Zeitübersichten und Pläne der einzelnen Zünfte. Auch viele Kiosks und Restaurants bieten diese kostenlos oder für ein paar Cent an.

Probiere dich abseits von der Menge! Die Semana Santa in Sevilla ist natürlich ein unvergessliches Erlebnis. Aber die kleinen Städte und Dörfer haben ebenfalls ganz besondere Prozessionen.
Hier läufst du nicht Gefahr, hinter einer Absperrung zu stehen oder von Ordnern aufgefordert zu werden, abstandzuhalten. Stattdessen bist du hautnah mit dabei und wirklich mitten im Geschehen. Du bekommst schneller einen Überblick und erlebst Traditionen als Teil der jubelnden Menge. Lass dich anstecken und feiere gemeinsam mit der andalusischen Bevölkerung.

Füge dich in die Festlichkeiten ein und sieh die Semana Santa als Heilige Woche, für die du dich auch in festliche Kleidung werfen kannst.

Für moderne Reisende gibt es sogar Semana Santa Apps, die einen allgemeinen Überblick verschaffen. Sie variieren von Region zu Region. Ein Beispiel für Sevilla gibt es hier.

Tipps Dont’s:

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Lass dir nicht zu viel Zeit. Erscheine früh genug, wenn du einen guten Blick auf bestimmte Spektakel ergattern möchtest.

Durchkreuze keine Prozession, auch wenn es teilweise umständlich sein kann von A nach B zu kommen, da viele Prozessionen mehrere Stunden dauern und durch die gesamte Stadt ziehen. Wenn du also auf spanische Beschimpfungen verzichten möchtest, plane vorher deinen Weg.

Lass dein Hab und Gut nicht leichtfertig außer Acht – solche Massenveranstaltungen sind eine willkommene Einladung für Taschendiebe.

Sei nicht respektlos, auch wenn du nicht religiös bin. Vergiss nicht, was für eine tiefe Bedeutung die Traditionen für die Gläubigen haben.

Wirf nichts auf die Erde und behalte im Kopf, dass einige Büßer und Nazarener barfuß laufen.

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