Wer das thailändische Urlaubsfeeling genießen will, ohne in den Flieger zu steigen, sollte unbedingt den Thaipark besuchen. Exotische Speisen und durch Sprachbarrieren reduzierte Minikonversationen machen aus dem einst so urdeutschen Grüngelände ein Kleinthailand mitten in Berlin. Lecker speisen und kräftig sparen – ähnlich wie in Südostasien selbst – kann der hungrige Besucher auf der Thaiwiese hervorragend. Frisch gepresste Säfte und günstige Cocktails gibt es in Plastikbehältern ebenfalls. Thailandfeeling pur.

Authentische Garküchen Asiens in Preußenpark

Es duftet herrlich nach Reis und würzigen Gewürzen. Mal steigt der Geruch vom scharfem Curry in die Nase, mal hängt das süßliche Aroma von Kokosnuss oder ein frischer Spritzer Limette in der Luft. Über allem spannt eine Rauchwolke aus Bratöl. Um den verschiedenen Düften näher zu kommen, muss man in die Hocke gehen – hier wird nämlich auf dem Boden gekocht. Oder zumindest in Bodennähe. Neben Hühnchenspießen und Nudelsuppe gibt es auch panierte Kakerlaken und Heuschrecken. Was nach einem Street Food Market in Bangkok aussieht, liegt mitten in Berlin, im gutbürgerlichen Wilmersdorf, wo der Preußenpark an den Wochenenden vom April bis Oktober nur noch Thaipark heißt.

Kochen im Schneidersitz

Bis zu 60 Stände mit asiatischen Spezialitäten werden auf der Thai-Wiese an sonnigen Tagen aufgebaut. Plastikeimer, wackelige Klapptische, winzige Campingstühle – ein großes, zusammengestauchtes Provisorium, über dem dicht gedrängte, kunterbunte Sonnenschirme in den Himmel ragen. Zwischen Gaskochern, Kühlboxen, Aufbewahrungsdosen und Einweggeschirr werden hier thailändische Gerichte gezaubert: Die Köche – naja, eigentlich fast nur Köchinnen – schneiden, rühren und braten auf ausgebreiteten Picknickdecken, im Schneidersitz oder in der Hocke. Nur wenige Wörter fallen zwischen den Standbetreibern und den Besuchern – es geht schließlich nicht um Small Talk, sondern ums Essen.

Hühnersuppe oder Heuschrecken

Tom Kha Gai (Hühnersuppe), Pad Thai (gebratene Nudeln) oder Krapao Gai (Reis mit Hühnchen) haben hier ähnlich guten Absatz wie thailändische Bouletten, panierte Tintenfischringe oder gegrillte Schweinefleischspieße. Etwas weniger Abnehmer finden Hühnerfüße, Heuschrecken oder Kakerlaken, die Auswahl ist aber so groß, dass jeder der Gäste satt wird: Veganer, Vegetarier und Fleischliebhaber, mutige Entdecker und konservative Gewohnheitsesser. Eins haben die unterschiedlichen Speisen und Getränke gemeinsam – sie sind günstig. Ähnlich wie die Cocktails, deren Alkoholgehalt in der Regel ordentlich über dem gängigen Niveau deutscher Restaurants liegt.

Kochen trotz Verbote

Die selbst für Berlin niedrigen Preise, die frisch vor Augen der hungrigen Gäste zubereiteten Gerichte, aber auch die ungezwungene und sehr authentische Asien-Stimmung ziehen an warmen Tagen tausende Besucher an. Dank der regelmäßigen Facebook-Events mehr denn je – soziale Medien sind schneller und effizienter als jede Mundpropaganda. Dabei ist die Thaiwiese eigentlich verboten. Die Schilder am Eingang des Preußenparks – dem wohl einzigen Berliner Park, in dem die Regeln nicht nur in Deutsch, sondern auch in Englisch und Thailändisch erklärt werden – verbieten das Grillen, Kochen, Garen und Anzünden von Feuer. Auch das Aufstellen von Gartenmobiliar und Kühlboxen sowie der Verkauf von Waren sind auf dem Gelände nicht erlaubt.

20 Jahre Thaiwiese

Und trotzdem geht das bunt-aromatische Treiben munter weiter. Und das seit über zwanzig Jahren. Die Anfänge des Thaiparks reichen in die 1990-er, als hier zuerst thailändische Männer um viel Geld gezockt haben. Als die Kartenspiele von der Polizei regelmäßig hochgenommen wurden, sind die ersten Gaskocher und Töpfe erschienen – das Zocken sollte unter dem Vorwand privater familiärer Treffen weiter betrieben werden. Doch der Schwerpunkt hat sich auf natürlichem Wege verlagert – aus organisierten Kartenspielen ist organisiertes Kochen und aus dem Preußenpark unter den Augen der Borussia-Statue ist ein thailändischer Streetfood-Market geworden. Heute ist der Thaipark längst kein Insider-Tipp mehr und ein Dorn im Auge vieler Einwohner und Ordnungsamtskräfte. Die Zukunft zeigt, ob der Streetfood-Markt legalisiert oder geschlossen wird.

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