Neben der pulsierenden Metropole, die niemals schläft, neben dem urbanen Monster, das immer mehr Menschen in seinem Riesenbauch verschluckt, gibt es hier auch ein anderes Berlin: das kleine, leise, vergessene. An den verlassenen Orten der Hauptstadt,  in einer magisch-maroden Parallelwelt kauert die Geschichte. Betrete mit uns die verlorenen Pfade der Berliner Vergangenheit und entdecke:

  • Berliner Spreepark
  • Südgelände Schöneberg
  • die ehemalige irakische Botschaft

Es erwarten dich verlassene Orte mit Grusel-Faktor, perfekt geeignet für eine Foto-Kulisse, einen Entdeckertrip weitab der abgetretene Pfade, für ein unvergessliches Erlebnis à la Berlin. Mach dich auf etwas gefasst!

Berliner Spreepark: Ohne Ruhm und Rummel

Im Norden des Plänterwalds, umgeben von alten Bäumen – und einem hohen Zaun neueren Datums – ruht der Berliner Spreepark, ein ehemaliger Freizeit- und Vergnügungspark für den Osten. 1969 unter dem Namen „Volkseigene Betrieb (VEB) Kulturpark Plänterwald“ eröffnet, war er mit jährlich etwa 1,7 Millionen Besuchern der einzige Freizeitpark der DDR. Das knapp 30 Hektar große Gelände lockte mit vielen Fahrgeschäften und einem imposanten Riesenrad, das erst mit 36  und später mit 40 Gondeln ganze 45 Meter in die Höhe ragte und den Besuchern einen Blick auf den Westen der Stadt erlaubte. Von einer riesigen Asphaltfläche dominiert, auf der Fahrgeschäfte und Kirmes-Buden ihren Platz fanden, verfügte der Park über kleinere begrünte Areale mit Restaurants und Sanitäranlagen. Nach der Wende wurde das Gelände von dem berühmten Schausteller Norbert Witte betrieben, der 2002 Insolvenz anmelden musste und elf Millionen Euro Schulden hinterließ. Seitdem begann der schrittweise Niedergang des Spreeparks. Zwischen 2009 und 2014 gab es noch regelmäßig zweistündige Gruppenführungen durch das Areal und der im Café „Mythos“ erwirtschaftete Verkaufserlös kam der Reparatur sanierungsfähiger Fahrgeschäfte zugute. Zeitweise fuhr auch die Parkeisenbahn Santa-Fe-Express und ein paar Karussells wurden reaktiviert, bis im August 2014 ein Großfeuer ausbrach und zahlreiche Gebäude zerstörte. Seit einigen Monaten laufen Bestrebungen, den Spreepark wieder zu beleben, allerdings nicht als Rummelplatz oder Freizeitpark, sondern als ein Kunst- und Kulturbetrieb mit Performances, Installationen, Musikaufführungen und Ausstellungen. Die Umbaumaßnahmen sollen etwa 20 Millionen kosten und die ersten Bereiche 2019 eröffnet werden. Wenn die Projektplanung allerdings ähnlich realistisch verläuft wie beim Flughafen, kannst du mit der Eröffnung nicht vor 2025 rechnen.

Öffis in der Nähe: S-Bahnstation Plänterwald

Südgelände Schöneberg: Wurzeln statt Weichen

Wo früher 60 nebeneinander verlaufene Gleise lagen und die Luft vom Getöse der bremsenden, quietschenden und puffenden Züge vibrierte, herrscht heute verstörende Ruhe, die lediglich von Vogelgezwitscher unterbrochen wird. Auf Berlins größtem, 1889 angelegten Rangierbahnhof wurden früher Waggons an- und abgehängt und Lokomotiven gedreht, bis er 1952 stillgelegt wurde. Seitdem erobert die Natur das Gelände und lässt die alte Bahnanlage zu einem faszinierenden Ort werden, wo alte Stellwerke und Dampflokomotiven von Bäumen und Büschen überwuchert werden. Das Schöneberger Südgelände, südlich vom Südkreuz gelegen, ist heute ein städtischer, frei zugänglicher Park mit einer imposanten Lockhalle, die zum geschützten Raum für Kunst wurde. Die Schienen führen ins Nirwana, die erhöhten Stege in die Wildnis, auf den Weichen schlängeln sie Wurzeln und die Drehscheibe begeistert mit einem dichten grünen Teppich. Gut zu wissen, dass die Natur nicht immer der Zivilisation weichen muss, sondern manchmal auch die Überhand gewinnt.

Öffis in der Nähe: S-Bahnstation Priesterweg

Ehemalige irakische Botschaft: Kurioser Zeitzeuge

Botschaften und Konsulate, in der Regel geschützt durch Zäune, Überwachungskameras und Sicherheitspersonal, gewähren Interessierten nur selten einen Blick ins Innere. Doch hier darfst du rein: in die ehemalige irakische Botschaft der DDR im alten Ostberliner Diplomatenviertel Pankow. In dem in den 70er Jahren erbauten Plattenbau in der Tschaikowskistraße 51 findest du noch einen verkohlten Tisch, auf dem eine zerstörte Schreibmaschine mit arabischen Buchstaben-Tasten von Saddam Husseins Zeiten erzählt. Auf dem Boden liegen achtlos Briefpapier, Bücher, Dokumente und prall gefüllte Aktenordner. Durch die eingeschlagenen Scheiben weht ein Wind, der sich in dem verwahrlostem Garten verliert. Das dreigeschossige Schuhkartons-Gebäude steht leer, seitdem 1991, zur Zeiten des Golfkrieges die irakischen Diplomaten zur Ausreise aufgefordert wurden. Über die modrigen Möbel, Treppen und Aktenberge wächst Gras – und überdeckt die Erinnerungen über die innige Beziehung, die die DDR zum Irak pflegte.

Öffis in der Nähe: Tram M1, B us 107, 250 an der Haltestelle Tschaikowskistraße oder Bus 150 und 155 an der Haltestelle Homayerstraße.

Wer mal Lust hat, Berlin von einer anderen Seite kennenzulernen, weit weg von touristischen Sehenswürdigkeiten und bekannten Shoppingstraßen, soll sich auf die Suche nach den verlassenen Orten machen. Dort ist Berlin geheimnisvoll und gruselig, aber niemals langweilig.

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